Hintergründe zur GB

Geistliche Begleitung als Prozess

Geistliche Begleitung hilft das gesamte Leben in seinen vielfältigen Beziehungen zu betrachten, Schwierigkeiten zu verstehen und zu lösen und in den Höhen und Tiefen des Alltags zu einer bewussteren Lebensgestaltung, zu einer intensiveren Selbstbeziehung, zu einer echten Beziehung zu den Menschen und zu einer guten Gottesbeziehung zu kommen. Auf diesem Lebens- und Wandlungsweg sollen Heil- und Heilserfahrungen gemacht werden. Für den Begleiter ist es wichtig, die „Unterscheidung der Geister“ zu lernen, um zu erkennen in welchem Bereich die Frage, die Störung oder das Anliegen besteht und auf welcher Ebene der konkrete Mensch kompetente Hilfe braucht. Geistliche Begleitung auf der Grundlage der Spiritualität der Regel des Heiligen Benedikt entwickelt sich als Prozess in verschiedenen Schritten oder Stufen sowohl in einem einzigen Gespräch, aber auch in einer längeren Begleitung.

 

Diese acht Schritte gehören zum wesentlichen Bestandteil der Geistlichen Begleitung:

 

  1. Der erste Schritt ist die Intensivierung der Wahrnehmung. Alles Leben beginnt mit der Wahrnehmung der gesamten Wirklichkeit des Menschen und der Welt. Der Heilige Benedikt sagt als erstes Wort seiner Regel: „Höre, nimm wahr!“
  2. Der zweite Schritt ist die Fähigkeit das Wahrgenommenen in Worte zu fassen. Der Begleiter und der Begleitete lernen gemeinsam, innere und äußere Empfindungen, Gefühle, Verstandeseinsichten, Schönes und Schweres auszudrücken.
  3. Wenn Wahrnehmung und Thematisierung geglückt sind, folgt als dritter Schritt die Notwendigkeit Wahrnehmung und Thematisierung zu strukturieren. Geistliche Erfahrung braucht immer einen vernünftigen Rhythmus und eine gute Struktur.
  4. Aus den vorausgegangenen Schritten ergibt sich logischerweise das Bedürfnis und die Notwendigkeit der Interaktion, der Bewegung um die Erfahrung und das Thema. Interaktion kann im Reden und Schweigen, in Körpererfahrung, in gemeinsamer Arbeit in einem zweckfreien Miteinander erfolgen. Je offener so miteinander „gearbeitet“ wird, desto größer werden die Erfahrungen.
  5. + 6. Nach jeder dieser Erfahrungen haben die meisten Menschen das Bedürfnis, darüber zu sprechen, was geschehen ist. Diese interaktive Reflexion wird die konkreten Erfahrungen ernst nehmen und eine Sinndeutung des Lebens suchen.
  6. + 8 Wenn diese Schritte gelungen sind, kommt es zu einer großen Freude und Dankbarkeit, weil ich aus diesen Erfahrungen zu einem neuen Lebenssinn gefunden habe. Die Freude und Dankbarkeit führt gleichzeitig zu einer erneuten Wahrnehmung und zu einem neuen Prozess.